Es gibt kaum eine Leinenart im Hundetraining, die die Gemüter so sehr spaltet wie die Schleppleine. Für einige Hundehalter/innen ist es ein großartiges Management-Hilfsmittel, um zum Beispiel unerwünschtes Jagdverhalten kontrollierbarer zu machen, für andere ist es ein nerviges Übel, da sich die Schleppleine auch mal verwickeln kann…

Egal, ob Du zu den Befürworter/innen oder Skeptiker/innen gehörst – vielleicht kann Dir Bero´s Helden hier noch ein paar Denkanstöße liefern:

  • Gemäß dem Namen geht es darum, dass der Hund die Leine über den Boden schleppt – nicht, dass wir als Menschen das Ende konstant in der Hand halten. Auch, wenn es Modelle mit Handschlaufe gibt.
  • Die Schleppleine vor allem als aktives Trainingswerkzeug sinnvoll, um (konform mit dem aktuellen Tierschutzgesetz) Kommandos auf Distanz oder (mit Hilfsperson) „Frei bei Fuß“ etablieren zu können.
  • Zudem kann sie als „Freizeitsignal“ genutzt werden, wenn ein Vierbeiner am Beginn der Leinenführigkeit Die Führleine wird angelegt, wenn der Mensch sich auf die ordentliche Ausführung der Leinenführung konzentrieren kann, die Schleppleine hingegen, wenn dies nicht möglich ist bzw. der Hund wieder „seinen“ Hundegeschäften wie schnüffeln nachgehen darf. Diese klare Konsequenz seitens des Menschen hilft ungemein, damit der Vierbeiner schnell lernt, wann er was tun soll – und wenn sich das Verhalten im „Trainingsmodus“ lohnt, wird es auch im „Freizeitmodus“ immer mehr gezeigt.
  • Nicht zu vergessen ist das Training eines zuverlässigen Rückrufs / Rückpfiffs: auch hier ist die Schleppleine DAS (tierschutzkonforme) Hilfsmittel der Wahl.

Was es zu beachten gibt…

Achte bitte beim Kauf einer Schleppleine darauf, dass sie zu Dir und Deinem Vierbeiner „passt“. Je nach Größe / Gewicht Deines Hundes und je nach Deiner Materialvorliebe gibt es dann immer noch verschiedene Optionen.

Daher folgen zunächst ein paar Eckdaten:

  • Das einfachste Kriterium: welche Farbe? Natürlich nach Belieben.
  • Etwas schwieriger wird schon die Frage: Wie lang soll die Schleppleine sein? Das hängt von vielen verschiedenen Kriterien ab, wie z.B. der Größe Deines Hundes und was Du trainieren möchtest. Aktives Schleppleinentraining bestimmt auch später den Radius Deines Vierbeiners. Möchtest Du diesen auf 15 – 20 m ausweiten? Zudem gilt: je länger die Leine, desto geringer ist meine Chance zum „einwirken“ auf den Vierbeiner bzw. dauert länger. Jedoch ergibt es auch keinen Sinn, einen lauffreudigen jagdlich-ambitionierten Vierbeiner konstant an einer kurzen Leine zu „fesseln“. Ich persönlich nutze (auch fürs Jagdkontrolltraining) mit Bero eine Leinenlänge von 8 m.
  • Die meisten Diskussionen gibt es im Hinblick auf das Material, da auch hier der Markt eine große Auswahl bietet. Eigentlich gibt es hier kein Richtig oder Falsch – es hängt sehr viel von den eigenen Vorlieben ab, jedoch hat alles seine Vor- und Nachteile.

Mein persönlicher Appell: achte bitte auf eine vernünftige Verarbeitung und auch, wenn einige „Originalmarken“ teurer sind – diese Investition lohnt sich!

Es ist leider schon vorgekommen, dass aufgrund der Wahl einer „günstigeren“ Marke die Schleppleine gerissen ist. Dann nutzt mir die Preisersparnis auch nichts mehr.

Generell gibt es Schleppleinen aus Kordel bis hin zu (verstärktem) Kunststoffmaterial. Und diese dann auch noch in verschiedenen Breiten. Bedenke immer, dass Dein Vierbeiner Dir die Leine auch mal durch die Finger rutschen lassen kann bzw. um die Beine – und das kann heftige Verletzungen mit sich bringen. Je nachdem ist es sinnvoll, zumindest am Anfang des Trainings, Handschuhe zu tragen. Bei Stoffleinen ist zudem zu bedenken, dass sie sich bei Regenwetter vollsaugen, sind dann dementsprechend schwer(er) und brauchen lange zum Trocknen.

  • Ist eine Handschlaufe notwendig? Klare Antwort: nein. Wie zu Beginn schon geschrieben, soll der Hund die Leine schleppen – es ist keine lange „Gassigehleine“. Die Nutzung einer Handschlaufe und / oder ein (zusätzliches) Umwickeln der Leine um das menschliche Handgelenk kann dort Verletzungen bis Knochenbrüche mit sich bringen, wenn der Vierbeiner (je nach Größe und Reiz) dann wirklich mal „in die Leine kracht“. Wenn man dann im Training soweit ist, und die Leine über den Boden schleift, kann sich die Handschlaufe im Boden verkanten und somit erhält der Vierbeiner eine unnötige Korrektur durch das Abstoppen. Oftmals finden dann die Hunde auch die Leine „doof“ und gehen kaum noch einen Schritt damit voran.
  • Zudem sollte der Karabiner zu Deinem Hund passen. Klingt simpel: Achte im Sinne der Wirbelsäule darauf, dass ein kleiner Hund nicht denselben, schwereren Karabiner erhält, wie ein 50 kg – Vierbeiner.

Zur Verwendung einer Schleppleine gibt es natürlich auch ein paar „Kleinigkeiten“ zu beachten, insbesondere im Hinblick auf die eigene Sicherheit, denn alles hat auch Risiken und Nachteile:

  • Wie schon zuvor erwähnt, wickle Dir die Leine bitte nicht um das eigene Handgelenk oder andere Körperteile. Dies gibt zwar das Gefühl, den Hund „besser halten“ zu können – wenn der Hund jedoch WIRKLICH einem Reiz nachgehen möchte und ggf. noch mit einer gewissen Geschwindigkeit bis ins Leinenende „kracht“, hält das kein menschliches Handgelenk unbeschadet aus.
  • Wichtig für Deinen Vierbeiner: Die Schleppleine gehört aus gesundheitlichen Gründen NUR AN EIN GESCHIRR befestigt! Das es der Halswirbelsäule und / oder auch Luftröhre des Hundes nicht „guttut“, wenn hier die Kräfte wirken, sollte eigentlich selbsterklärend sein.
  • Idealerweise trägst Du lange Hosen. Auch ums eigene Bein gewickelte Schleppleinen, die sich zuziehen, hinterlassen schmerzhafte Erinnerungen.

Weitere Hinweise für das konkrete Training mit der Schleppleine:

  • Die Verwendung einer Schleppleine ergibt nur Sinn, wenn Du diese in Deinem gewünschten Einwirkungsbereich von Deinem Hund schleppen lässt. Wenn Du eine 8 m – Schleppleine an Deinem Vierbeiner befestigt hast, dieser jedoch 20 m vor Dir läuft ergibt das irgendwie doch keinen Sinn.
  • Besonders wichtig: sollen Deine Kommandos auch ohne Leine funktionieren, sollte die Leine bei der Aussage nicht straff Sonst ist im Endeffekt der „straffe Zug“ das Signal und der Mensch wundert sich, dass der Hund „merkt“, ob die Schleppleine dran ist und „alles funktioniert“ oder eben nicht.
  • Wenn Du ableinen kannst: achte darauf, dass nicht das „Klicken“ des Karabiners das Freigabesignal darstellt, sondern wirklich erst Dein „Lauf“, „ok“ oder welches Signal auch immer Du dafür verwenden möchtest. (Dies gilt auch für das Ableinen von einer kurzen Leine.)
  • Noch ein wichtiger Tipp für Jäger/innen: ja, es lohnt sich, den Schweißriemen NICHT für dieselben Übungen zu verwenden wie eine Schleppleine. Die Hunde merken sich durch unsere Konsequenz – auch in der Materialverwendung – was der Mensch von ihnen möchte und welche Arbeit ansteht. Und da hilft es eben auch, den Schweißriemen wirklich nur für die Schweißarbeit zu verwenden.

Geht dasselbe Training nicht auch mit einer Aufrollleine (sogenannte Flexileine)?

Die automatische Aufrollautomatik ist für viele Menschen sehr angenehm, zudem liegt keine Leine am Boden, die bei ungemütlichem Wetter auch noch schmuddelig werden kann und unangenehm zum Anfassen… Daher ist der Gedanke nachvollziehbar.

Allerdings habe ich als Mensch hier keine punktgenaue Chance zum Eingreifen in das Verhalten des Hundes, da die Stoppautomatik nie ad hoc reagiert. Zudem ist bei vielen Vierbeiner diese Leine (fast) dauerhaft auf Spannung. Somit wird das Ziehen an der Leine erlaubt.

Wenn eine Aufrollleine zum Einsatz kommt, dann bitte als absolutes „Freizeitsignal“. Und bitte auch hier zu einem breiten Band greifen – dünne „Seilchen“ können heftigere Verletzungen an Menschen- und Hundebeinen hinterlassen.

Noch ein wichtiger Tipp zum Schluss: Auch Materialpflege ist für die Langlebigkeit absolut empfehlenswert! Zudem hilft es, wenn die Schleppleine (insbesondere, wenn sie aus Kunststoff und ähnlichem Material besteht) nicht einfach irgendwie verknotet rumliegt. Ein vernünftiges Aufwickeln, am besten hängend gelagert, beugt zudem Mikrorisse im Material vor, spart im Endeffekt Zeit und hilft, dass euer Hundetrainer / eure Hundetrainerin keine (innere) Schnappatmung bekommt, wenn ihr eure Schleppleine auspackt.